Heidelberg. Unter „Christi
Kreuz – der Baum des Lebens“, das von Kindern aus der Heiliggeistgemeinde
gestaltet wurde, begegneten sich am Karfreitag Johann Sebastian Bach und der
junge Jazzmusiker Ralf Schmid im Konzert zur Passion. Zum 323. Geburtstag des
großen Kirchenmusikers Bach hatte die Heidelberger Studentenkantorei unter der
Leitung von Christoph Andreas Schäfer eine Jazzkomposition in Auftrag gegeben,
die in der Johannespassion BWV 245 zur Uraufführung kam. Das gesamte,
zweistündige Werk verlangte den Protagonisten ein Höchstmaß an Schaffenskraft
ab. In der Cross section von Ralf Schmid am Piano sowie Johannes Enders an den
Saxofonen gelang diese Symbiose zwischen Barock und Moderne, unterstützt durch
den Kammerchor der Heidelberger Studentenkantorei und dem Barockorchester
L’arpa festante.
Hunderte Konzertbesucher
waren gespannt auf dieses Wagnis, würde das musikalische Miteinander harmonisieren
und welche Effekte würde es erzeugen? Diese Frage stellte sich, als der
Professor für Jazz-Piano nach dem ersten Teil der geistlichen Musik harte
Basstöne anschlug und die Zuhörer abrupt aus dem Bachschen Part herausnahm,
meditative Klänge improvisierte und ein „Mantra“ in Noten erzeugte. Dem folgte
ein Saxofon-Solo, beide Instrumente steigerten sich im fortissimo, in deren
Jazzklänge sich das Barockorchester und der Chor im Laufe des Stückes mit
einbrachten. Was zunächst recht befremdlich wirkte, verlangte mehr und mehr
Gehör und erhob sich dramatisch mit mächtigen Klängen. Die Cross section ließ
das Leiden Christi überaus lebendig werden, was in den Jazzklängen einen
besonderen Reiz ausmachte. Der zweite Teil begann dann der Chor mit „Christus,
der uns selig macht“.
Einen brandenden Applaus
erhielten die Musiker für ihren Einsatz in einem zweistündigen Passionskonzert.
Als Rezitator und Evangelist übernahm Tenor Max Ciolek den größten Part, Silke
Schwarz bot einen vielseitigen Sopran in den Arien und verzauberte mit ihrer
Stimme. Für die erkrankte Altistin Ulrike Schneider sang Alex Potters den Alt,
Sebastian Geyer überzeugte mit seinem Bariton in den Arien, als Petrus und
Pilatus. Die Christusworte erklangen in einem sonoren Bass des Peter Lika. In den
Chorälen erhoben sich die wunderbaren Stimmen des großen Kammerchors der
Heidelberger Studentenkantorei in die einmalige Akustik der Kirche. Am Ende des
Konzertes herrschte sekundenlang eine große Stille, und Christoph Andreas
Schäfer merkte man die große Anspannung an. Dann zeigten stehende Ovationen
den Mitwirkenden, dass sie die
Leidensgeschichte des Jesu von Nazareth im gesamten Werk von J. S. Bach, aber
auch in der Cross section bemerkenswert mit großen Leistungen darstellten.
Hervorzuheben ist das Barockorchester L’arpa festante, das mit seinen Musikern
an Violine, Viola, Cello, Fagott, Oboe, Laute und Gambe zum großen Erfolg des
Konzertes beitrug.
Jutta Trilsbach
Tel. 06226/42251